Sexismus in der Politik oder auch "Mäuse und Machtkämpfe"

Letzte Woche veröffentlichte Jenna Behrends auf Edition F einen mutigen und großartigen Brief. Sie beschreibt den alltäglichen Sexismus in ihrer Partei und berichtet offen, wie ihr der strukturelle Sexismus immer wieder entgegenschlägt. Vor allem CDU-Landesparteichef Frank Henkel gerät dabei in Kritik. Nachdem er Jenna Behrends' Tochter auf einem Parteitag mit „Oh, eine kleine süße Maus“ begrüßt haben soll, begrüßte er die 26-jährige Politikerin – passenderweise“ (#ironyoff) – mit: „Und eine große süße Maus.“. Wer jetzt denkt: „Wow! Das ist respektlos“ hat Recht, es geht aber noch schlimmer. Der Innensenator hat nämlich noch einen draufgesetzt. Er soll einen gemeinsamen Kollegen gefragt haben, ob er Jenna Behrends „ficken würde“. Von Frank Henkel selbst kam bislang kein Dementi dazu – da können wir uns jetzt alle unseren Teil denken.

 

Und anstatt sich solidarisch gegenüber ihrer Kollegin zu verhalten, plauderten die Kreisvorsitzenden der Frauenunion in Berlin-Mitte, Sandra Cegla, und Zana Ramadani intime Details über Jenna Behrends' Privatleben aus. Da frag ich mich doch wirklich: Wen interessiert es denn ernsthaft, mit wem die Kommunalpolitikerin schläft und mit wem nicht? Hier trifft der strukturierte Sexismus wieder voll ins Schwarze: Anstatt darüber zu reden, wie sich Frauen* vor Sexismus (in der Politik) schützen können, wird Jenna Behrends lieber auf ihre Sexualität reduziert und von Kolleg_innen als „zweifelhafte Persönlichkeit“ beschrieben. Sie wäre eine Frau*, die mit ihren weiblichen Reizen spiele und hin und wieder „den Männern halb auf dem Schoß sitzt“. Und selbst wenn, was hat denn das Eine mit dem Anderen zu tun? Da fallen mir viele deutlich schlimmere Dinge ein, was Politiker_innen der Gesellschaft antun können.

 

By the way: Herzlich Willkommen im Jahr 2016 – Menschen (und ja, auch Frauen*) dürfen ganz alleine entscheiden, mit wem sie Sex haben, in welche Partei sie eintreten und mit wem sie sich heimlich Nachrichten bei Facebook schreiben und das hat rein gar nichts mit ihrer Professionalität oder Kompetenz zu tun. Warum können wir das bei Frauen* nicht akzeptieren, wenn uns das bei Männern* so einfach fällt?


Britta Häfemeier

 

* Wenn von Frauen* oder Männern* gesprochen wird, beziehen wir uns auf alle Geschlechtsidentitäten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Quiana Stuhr (Mittwoch, 01 Februar 2017 14:50)


    Hi there just wanted to give you a quick heads up. The words in your article seem to be running off the screen in Ie. I'm not sure if this is a formatting issue or something to do with browser compatibility but I figured I'd post to let you know. The design look great though! Hope you get the issue solved soon. Cheers