SEXISM SELLS - AUCH BEI OLYMPIA

„Sexy Olympia - Athletinnen lassen ihre Trikots für den Playboy fallen. Wir sagen Euch, welche Disziplinen ihr schauen müsst, um diese wunderschönen Damen auch angezogen zu sehen.“.

Kaum zu glauben, dass Sätze wie diese von der auflagenstärksten Tageszeitung Europas stammen und zwar von- ihr ahnt es bereits – der BILD, deren Redakteur*innen leider nicht in die Sexismus-Sommerferien gefahren sind. 

Als ich bei meiner Recherche auf diesen „Artikel“ gestoßen bin, wusste ich zuerst wie die Sportlerinnen nackt aussehen, bevor ich ihre Namen, ihre Disziplinen oder etwas über ihre Erfolge und Misserfolge erfahren konnte. Natürlich wurden die Sportarten dennoch erwähnt, „um diese wunderschönen Damen auch angezogen [ ] sehen [zu können].“ Dass es uns nicht zu interessieren hat, ob die Sportlerinnen nackt oder angezogen oder wunderschön sind, wird komischerweise nicht erwähnt.

Artikel wie diese sind leider keine Seltenheit während der Olympischen Spiele. 

Quelle: http://www.ran.de/olympia/bildergalerien/franco-jenneke-und-co-so-sexy-wird-olympia-2016-in-rio-de-janeiro
Quelle: http://www.ran.de/olympia/bildergalerien/franco-jenneke-und-co-so-sexy-wird-olympia-2016-in-rio-de-janeiro

Dieses Kommentar zu einem Bild von Schwimmerin Amina Kajtaz wurde von ran.de veröffentlicht. Zusammen mit 60 weiteren sexistischen Kommentaren zu Bildern von Sportlerinnen. Was soll man dazu sagen? Habt ihr in Euren Redaktionen nichts Besseres zu tun, als Bilder von Instagram und Co zu benutzen, um sie mit Euren Meinungen zu versehen? Das dürften die Leser*innen wohl gerade noch selbst können. Und dann würde das Schubladendenken, bei dem Männer* die Macher und Frauen* die Objekte sind, vielleicht endlich mal ein Ende finden, denn die Medien zeigen ein veraltetes Geschlechterbild. 

Bei der Berichterstattung über Sportler steht ihre Leistung im Vordergrund, während bei Sportlerinnen auch ihr Aussehen, ihr Beziehungsstatus und ihr Privatleben behandelt werden. Das ist sexistisch. 

Die Frau* ihres Mannes*

Bei der sexistischen Berichterstattung über Rio 2016, geht es nicht nur darum, dass Frauen* mal wieder von den Medien sexualisiert werden, sondern auch darum, dass oft nicht ihre Leistungen im Vordergrund stehen. Nein, im Vordergrund steht, mit welcher Person sie eine Beziehung haben und wenn diese Person auch noch ein Mann* ist, wird ihr Name oft noch nicht einmal erwähnt: 

Quelle: http://ze.tt/olympia-athletinnen-verdienen-respekt-nicht-sexismus/
Quelle: http://ze.tt/olympia-athletinnen-verdienen-respekt-nicht-sexismus/

Wenn eine Frau* eine herausragende Leistung erzielt, dann hat ihr Ehemann* in erster Linie nichts damit zu tun, auch nicht dann, wenn er selber Sportler ist. Und er hat verdammt nochmal nichts in der Überschrift eines Artikels zu suchen, der die sportlichen Leistungen einer Frau* behandelt. 

Ebenfalls sexistisch und unangebracht: Das ständige Berichten über die Kleidung der Sportlerinnen. Das ist Etwas, das ich nicht mehr hören kann.

Quelle: http://www.bild.de/sport/olympia/olympia-2016/bikini-vs-kopftuch--muslimische-sportlerinnen-47248398.bild.html
Quelle: http://www.bild.de/sport/olympia/olympia-2016/bikini-vs-kopftuch--muslimische-sportlerinnen-47248398.bild.html

Thetab.com verwendet in dem Artikel Congrats girl! Fiancé of former Miss California scoops his 25th medal über einen männlichen* Medaillengewinner, einen ähnlichen Stil, wie er sonst bei Berichten über Sportlerinnen oft zu sehen ist : 

Dieses absurde Gefühl, das wir beim Durchlesen dieser Schlagzeile über Michael Phelps haben, sollten wir in Erinnerung behalten, denn kein*e Sportler*in hat so eine Bewertung verdient. Lindy West hat im Guardian einfache Do’s/ Don’ts für das Sprechen über Sport zusammengestellt: DO: Berichte einfach über den Sport. [Sportlerin] hat [ Sport] gemacht und [ hatte Erfolg] DON’T: Berichte über ihr Aussehen, ihre Kleidung, etc. 

Wenn sich alle Redaktionen an diesen Richtlinien orientiert hätten, hätten die Leser*innen die Olympischen Spiele ohne den faden sexistischen Beigeschmack genießen können. 

Ansonsten liebe Redaktionen sexistischer Beiträge: Benutzt die Tipps doch für Berichte weiterer Sportevents, die es in Zukunft geben wird.

 

Und an alle anderen:
Hört auf, solchen Mist zu lesen, damit „sexism sells“ keine Chance mehr hat. Konzentriert euch nicht auf Geschlechter, sondern auf den Sport. Denn ich habe mal irgendwo gehört, dass es bei den Olympischen Spielen tatsächlich hauptsächlich darum gehen soll. 


* Wenn von Frauen oder Männern gesprochen wird, wird sich auf alle Geschlechtsidentitäten bezogen.

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