FAQs

Fragen über Fragen ...

Da uns immer wieder dieselben Fragen gestellt werden, haben wir die wichtigsten in einer Übersicht zusammengefasst. Bei weiteren Fragen meldet Euch über das Kontaktformular!

 

Warum stört Ihr Euch gerade an der BILD-Zeitung? Sexismus gibt es doch überall!

Die BILD ist die auflagenstärkste Zeitung Deutschlands. Im Jahr 2014 wurde sie täglich von mehr als 2,4 Mio Menschen gekauft und von ca. 12 Millionen Menschen gelesen. Damit gehören sie und das BILD-Girl in den Kiosken, Bahnhöfen und Wohnzimmern Deutschlands zum Alltag.

 

„Bild dir deine Meinung“ – heißt es so schön. Derart einflussreiche Medien lenken die öffentliche Debatte und beeinflussen, wie wir bestimmte Dinge sehen und beurteilen. Frauen werden in der BILD-Zeitung ausschließlich nach ihrem Aussehen bewertet. Das BILD-Girl und die degradierende Darstellung von Frauen in der BILD allgemein suggerieren somit den Leserinnen und Lesern, dass es richtig und alltäglich ist, Frauen primär als Lustobjekte wahrzunehmen. Dies beeinflusst sowohl das Selbstbild von Frauen als auch ihre Wahrnehmung durch andere. Studien belegen, dass Objektifizierung in den Medien in engem Zusammenhang mit Gewalt gegen Frauen steht.

 

Die Abschaffung des BILD-Girls ist daher nur ein erster aber sehr wohl ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Alltagssexismus und die Objektifizierung von Frauen in den Medien. Als größte deutsche Tageszeitung trägt die BILD die Verantwortung, sich gegen jede Art von Diskriminierung zu stellen. Wir fordern die BILD-Zeitung auf, diese Verantwortung wahrzunehmen und ein Zeichen gegen Sexismus zu setzen.

 

Denn auch Frauen sind erfolgreich und leisten großartige Dinge. Das wird von BILD bis auf eine Handvoll von Ausnahmen jedoch ignoriert. Beispielsweise wurden vor kurzem im Sport-Teil drei Frauen abgebildet, jedoch nur in ihrer Funktion als sogenannte „Spielerfrauen“. Dabei gibt es unzählige erfolgreiche Sportlerinnen, die viel erreichen. Frauen sind mehr als die Anhängsel und Dekoration ihrer Männer!

 

Die Bild-Girls ziehen sich doch freiwillig aus!

Hinter dem BILD-Girl steckt mehr als eine reine Abbildung einer halbnackten Frau. Es findet eine Reduzierung auf körperliche Faktoren der Frauen statt, sie werden damit ausschließlich als Lustobjekte wahrgenommen. Frauen sind jedoch erfolgreiche und vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft und keine passiven Objekte, die lediglich der sexuellen Befriedigung dienen. Zu dieser Degradierung trägt vor allem der Text neben dem Nacktfoto bei, der die Frau ausschließlich mit Sex verbindet. Der Kontext in dem das BILD-Girl gezeigt wird ist überaus negativ besetzt. Das BILD-Girl spiegelt damit exemplarisch den Sexismus in BILD wider.

Das BILD-Girl ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs und der Sexismus der BILD kommt durch eine verzerrte Berichterstattung viel deutlicher zum Ausdruck (d.h. wenn BILD über Frauen berichtet, dann immer nur im Zusammenhang mit deren Sexualität und Körper, Männer werden jedoch als erfolgreiche Sportler und Politiker dargestellt).

 

Das BILD-Girl ist für Frauen die einzige Möglichkeit, sich in dieser einflussreichen Zeitung zu präsentieren. Wir alle, ob Mann oder Frau, sind auch Produkt unserer eigenen Sozialisierung und wenn Bild oder unserer Gesellschaft Frauen sagt, sie werden vor allem für deren Brüste und Aussehen geschätzt, ist es verständlich, dass viele Frauen diesen Weg einschlagen, um Anerkennung zu erhalten. Wenn BILD jedoch Frauen endlich für etwas anderes schätzen würde, würden sich Frauen vielleicht auch hierfür bewerben. Leider gibt es jedoch keine derartige Möglichkeit wie „BILD-Managerin“ oder „BILD-Sportlerin“ des Tages – Bild bietet diese Plattform einfach nicht.

 

Abgesehen davon, dass Frauen sich freiwillig dazu entscheiden, sich für die BILD auszuziehen, geht es uns vor allem um die gesellschaftlichen Auswirkungen des täglichen Sexismus. Inmitten ernsthafter Nachrichten trägt das BILD-Girl zur Verharmlosung der Objektifizierung von Frauen bei.

 

Würdet Ihr einen BILD-Boy gut finden?

Wir sind gegen dieses Auge um Auge, Zahn um Zahn Prinzip. Unserer Kampagne StopBildSexism geht es darum, dass alle Menschen gleichermaßen für deren Tun und Handeln geschätzt werden und die Reduktion auf Aussehen und Sexualität in Massenmedien endlich aufhört. Studien zeigen, dass schon sehr junge Mädchen über Diäten nachdenken und die Mehrheit der jungen Frauen sich ab der Pubertät hässlich findet und mit ihrem eigenen Körper unzufrieden ist. Schuld daran sind vor allem unsere Medien, die ein einseitiges Frauenbild propagieren. In der Werbung, in den Zeitungen und Magazinen bekommen wir ständig ein unerreichbares Schönheitsideal mit dem perfekten weiblichen Körper vor Augen geführt.

 

Auch Männer werden in den Medien und der Werbung mehr und mehr sexualisiert und objektifiziert. Welch schädliche Auswirkungen das haben kann, zeigt z.B. der Anstieg an Magersucht unter Männern. Auch wenn die meisten Annorexiepatienten noch immer Frauen sind, ist die Zahl der Todesfälle auf Grund von Essstörungen unter Männern in den letzten 10 Jahren stetig gestiegen. Wir wollen diesen Trend bei Jungs und Männern nicht beschleunigen. Die Lösung kann nicht sein, dass wir Männern das gleiche Übel aufdrängen wie Frauen. Wir wollen, dass alle Menschen der gleiche Respekt entgegengebracht wird.

Einer der Gründe, weshalb wir gegen die sexualisierten Bilder in der BILD-Zeitung sind, ist, dass BILD in vielen Haushalten, in denen Kinder leben, zu finden ist. Wir finden, eine Tageszeitung sollte keine soft-pornografischen Bilder – egal welches Geschlecht sie abbilden – abdrucken.

 

Die Abwertung von Männern auf deren Aussehen wäre daher der falsche Weg. Wir brauchen stattdessen eine Aufwertung von Frauen in Deutschlands einflussreichsten Medien. Denn auch junge Mädchen brauchen Vorbilder in Deutschlands Medien und das Gefühl, dass sie in eine Gesellschaft hineinwachsen in der sie später für ihre Taten mehr geschätzt werden als für ihr Aussehen.

 

Was hat das BILD-Girl mit sexueller Gewalt zu tun?

Das BILD-Girl und eine Berichterstattung, die Frauen im Allgemeinen nur mit Sexualität verbindet und als schwache, passive Mitglieder der Gesellschaft darstellt, trägt zur hohen Zahl an sexueller Gewalt gegenüber Frauen bei. Der Zusammenhang zwischen einer Reduktion auf bestimmte (körperliche) Merkmale / Objektivizierung, Dehumanisierung und Gewalt ist seit Langem in der Wissenschaft etabliert (interessante Studien hierzu finden Sie beispielsweise hier und hier). Im Moment der sexuellen Belästigung oder der Vergewaltigung wird die betroffene Person nämlich auch auf ihre Sexualität und ihr Aussehen reduziert.

Die Statistiken über sexuelle Gewalt sind auch in Deutschland erschreckend. Studien der EU und der Bundesregierung zeigen, dass jede dritte Frau in ihrem Leben sexuelle oder physische Gewalt erlebt und dass knapp 60% – also die Mehrheit – schon einmal sexuell belästigt wurde (siehe „Fakten“). Dennoch erzählen uns Deutschlands einflussreichste Zeitungen, allen voran die Bild, dass es völlig in Ordnung sei, Frauen auf ihre Oberweite und ihre Sexualität zu reduzieren. Die Bild-Zeitung stellt den Körper der Frau als öffentliches Produkt dar, über den jeder nach Lust und Laune urteilen darf. Und dann wundern wir uns, weshalb die Mehrheit der Frauen und Mädchen in Deutschland sexueller Belästigung ausgesetzt ist.

 

Lesen Sie mehr zum Zusammenhang zwischen Sexismus in den Medien und sexueller Gewalt in Sophias und Kristinas Artikel „Sexism In The Media & Its Violent Implications“.

 

Eine sehr ausführliche Studie des britischen Innenministeriums zeigt ebenfalls die verheerenden Folgen einer Sexualisierung in den Medien und deren Verbreitung von geschlechtsspezifischen Stereotypen auf eine Gesellschaft. Auch wird der Link zwischen Objektifizierung und Gewalt ausführlich erklärt.

 

Wollt Ihr nun alle Frauen verschleiern und zurück zu den prüden Jahrzehnten?

Nein, nicht ansatzweise. Es geht darum, den weiblichen Körper zu desexualisieren und ihn als etwas Normales wahrzunehmen. Die Verbindung des weiblichen Körpers mit Sexualität, die BILD und andere Medien als gesellschaftlich akzeptierten Standard etabliert hat, ist, wie Zahlen zu sexueller Gewalt zeigen, gefährlich. Es wäre beispielsweise wunderbar, wenn Frauen in der Öffentlichkeit stillen könnten, ohne böse Blicke zu ernten, weil jemand die weibliche Brust für etwas Anrüchiges hält. Der weibliche, nackte Körper ist nicht das Problem. Das Problem ist die ausschließliche Reduktion der Frau auf ihren Körper und die Sexualisierung des Körpers. Es geht hier vor allem um Kontext.

 

Haben wir denn nicht wichtigere Probleme?

In der Tat gibt es viele gesellschaftliche Probleme. Und alle verdienen es, angegangen zu werden. Wenn jedes dritte Mädchen oder jede dritte Frau Opfer von sexueller und/oder physischer Gewalt ist, die Mehrheit aller Mädchen und Frauen sexuelle belästigt wird und der Zusammenhang zwischen sexistischen Bildern sowie der Sexualisierung des weiblichen Körpers in den Medien auf der einen Seite und Gewalt auf der anderen Seite wissenschaftlich nachgewiesen ist, dann ist das ein Problem mit riesigen Ausmaßen, von dem die Mehrheit der Gesellschaft in irgendeiner Weise betroffen ist.