4 Dinge, die an der "Frauen-"EM so richtig zum kotzen sind

Als junges Mädchen hat mich das nie interessiert - Frauenfußball? Da wusste man schon von klein auf, das ist nichts Ernstzunehmendes. Denn es macht kaum eine*r ein großes Grillfest im Garten mit anschließendem Public Viewing, wenn die deutsche Nationalelf der Frauen* ihr Auftaktspiel spielt, so wie es bei den Männern* der Fall ist. Meist wusste ich nicht einmal, dass überhaupt eine Europameisterschaft der Frauen* stattfindet.  

Punkt 1: Frauenfußball? Ist doch eh kein richtiger Sport

Gestern war das erste Deutschlandspiel der Fußballeuropameisterschaft 2017 und kaum jemanden interessiert es. Natürlich gibt es Menschen, die sie gucken und natürlich gibt es auch Menschen, die nur diese EM verfolgen. Doch wo bleiben die ganzen Deutschlandfahnen (an diesen lässt sich natürlich auch eine Menge Kritik üben, jedoch wäre das eine andere Baustelle), die Autokorsos nach dem Gewinn und das Public Viewing am Brandenburger Tor? Das Interesse an Männer*- Fußball ist doch da, doch wo bleibt das Interesse am Frauen*- Fußball? Gibt es eine logische Erklärung dafür, dass das Interesse an Männer*-Fußball so viel stärker ist? Wenn Frauen* Fußball spielen, haften daran eine Menge Vorurteile, die auf sexistische Denkmuster in der Gesellschaft zurückzuführen sind, mehr dazu HIER von Herr und Speer. Ein Grund dafür ist die Berichterstattung, was uns zu den nächsten Punkten führt:

Punkt 2: An der Berichterstattung mangelt es ganz gewaltig

Eigentlich ist es nicht nötig, mit einer Studie zu belegen, dass in der BILD (und anderswo) mehr über Männer*-Sport als über Frauen*-Sport berichtet wird, da dies nun wirklich jede*r, die*der das Blatt einmal in der Hand hatte, bemerkt. Dennoch ist hier der Beweis: Laut Studie, die wir selbst durchgeführt haben, von 2015 waren nur 16,4% der abgebildeten Personen im Sportteil der BILD -im Zeitraum vom 16.05.-02-07.2015 (Während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen* 2015!!!) - Frauen*. Woran das liegt, ist ähnlich wie bei der Frage nach dem Huhn und dem Ei: Natürlich wird weniger über ein Thema berichtet, wenn das Interesse daran geringer ist, aber wäre das Interesse nicht größer, wenn das Thema mehr im Fokus der Medien wäre und durch diese gehyped werden würde, wie es beim Männer*-Fußball der Fall ist?

Punkt 3: Sexualisierung der Sportlerinnen*

"Mit diesen Bällen darf Ronaldo spielen" - die nie-endende Sexualisierung von Frauen* (unter anderem mit "tollen" Fußball-Metaphern) von der wir jeden Tag auf Twitter und Co. berichten, macht auch bei der EM keinen halt. Die Sportlerinnen* werden oftmals auf ihre Körper reduziert. Wir wissen zuerst, wie die Spielerinnen* in Badesachen aussehen und was sie “für eine gute Figur darin machen”, bevor wir etwas über ihre Erfolge und Misserfolge erfahren. Die Körper der Frauen* werden nicht nur auf unangebrachte Weise sexualisiert, sondern auch bewertet. Frau* hat anscheinend keine Möglichkeit einfach Sport zu machen, ohne online von der BILD belästigt zu werden. 

Punkt 4: Es wird „Frauen“fußball genannt

Es gibt Fußball und es gibt Frauenfußball. Genau wie es Magazine gibt und es Frauenmagazine gibt. Sowie das Ü-EI und das Ü-EI nur für Mädchen. Es gibt die Norm, bei der der Mann* im Fokus steht. Und es gibt das, was von der Norm abweicht: etwas was von, mit oder für Frauen* ist. Diese Form von Sexismus bezeichnet man als „Androzentrismus“. Androzentrismus bedeutet, dass das klassisch „Männliche*“ im Fokus steht und als allgemeingültige Norm gilt, während das klassisch „Weibliche*“ das Andere ist. Dass das Sportereignis in den Medien und auch Allgemein als „Frauen“- EM betitelt wird, spiegelt die verankerten sexistischen Denkmuster vieler Menschen wider.

 

Unter all diesen Punkten, die an der EM nerven, leiden besonders die Fußballspielerinnen*. Sie erhalten weniger Anerkennung und weniger Gehalt, als die männlichen* Fußballspieler*. Auch wenn ich persönlich kein großes Interesse an Sport habe, werde ich die EM 2017 verfolgen. Einfach aus Solidarität und weil die deutsche Fußballnationalmannschaft klasse spielt.


Sina Spendler

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