BILD-Studie Teil 3 Sexualisierung: Vom BILD-Girl bis zum creepy Onkel

Frau TV fragte vor einiger Zeit Nina Weis, das amtierende BILD-Girl 2016, was sie zu unserer Kampagne sagt. Nina meinte damals, sie brauche keine anderen Frauen, die der Meinung sind, dass sie sich nicht ausziehen darf: „Ich brauche keine Frau, die sagt: 'Du kannst deinen Körper nicht zeigen.' - nein!“ Und damit hat sie Recht! Wir wollen, können und dürfen Nina und all die anderen Frauen auch gar nicht verbieten, dass sie sich ausziehen und fotografieren lassen – wenn sie sich ausziehen wollen, ist das ihr gutes Recht. Wir finden aber: der Kontext spielt eine Rolle und wenn in einer Tageszeitung täglich nackte, stumme, gesichtslose Frauen neben Kriegsberichterstattung oder Sporterfolgen von Männern erscheinen, ist das Ganze nicht ausgewogen oder gar gleichberechtigt.

„Wer die BILD liest, sieht Männer doppelt“

In unserer neuen BILD-Studie, die übrigens Gegenstand dieser Blogreihe ist, haben wir analysiert, wie oft und vor allem in welcher Weise über Frauen in der BILD berichtet wird. Dafür haben wir uns fast zwei Monate jede Ausgabe der Tageszeitung angeschaut und diese konkret untersucht. Herausgekommen ist natürlich nichts überraschendes: „Wer die BILD liest, sieht Männer doppelt“ – denn über Frauen wird insgesamt sehr viel weniger berichtet. Lediglich im Ressort „Unterhaltung“ ist es fast ausgewogen. Rund 52 Prozent der genannten Personen sind dem männlichen und 47 Prozent dem weiblichen Geschlecht zuzuordnen. Die Anteile sind zwar fast ausgeglichen, trotzdem ist die Darstellung der Personen alles andere als gerecht. Frauen werden im Vergleich zu Männern als sexuell verfügbar, schwach, passiv und weniger einflussreich dargestellt. Männer haben Macht, sind Sportler oder besitzen ein Imperium. Frauen sind in der BILD lediglich “ein nettes Beiwerk”, kommen im Vergleich selten zu Wort, denn meistens gehts es um ihren Körper oder wie “fuckable” sie sind. Und genau deswegen lassen wir es uns nicht nehmen, diesen Kontext der BILD immer und immer wieder zu kritisieren. Denn es geht auch hier um das große Ganze – Frauen werden in der auflagenstärksten Zeitung Deutschlands täglich und selbstverständlich sexualisiert und objektifiziert.

In der Bild haben Frauen Brüste und Po, aber kein Gesicht und keinen Namen

Wir fordern, dass die Leistungen von Frauen anerkannt und ausgesprochen werden. Frauen sollen selbst zu Wort kommen aber die BILD interessiert sich nur für „Titten, Arsch und Beine“. Und dabei ist das BILD-Girl noch das geringste Problem, denn sie weiß jedenfalls, dass sie halbnackt gedruckt wird. Viele genutzten Fotos sind aber Werk von Paparazzi – hier haben die Frauen und Mädchen keinerlei Einfluss, welche Körperteile die BILD druckt. Und dabei ist der Sexismus Teil von fast allen Artikeln und Anzeigen. Gleich neben den News zu der #BTW17 (wo Bundeskanzlerin Angela Merkel ausversehen mal nicht „Mutti“) finde ich „10 Tipps“, mit denen ich meine Urlaubsbräune nicht verliere. Untermalt sind die bestimmt sehr hilfreichen Tipps mit einer halbnackten Frau. Sie liegt mit dem Rücken zu der Kamera und hat (wie soll es für die BILD anders sein?) keinen Namen und kein Gesicht – dafür trägt sie einen Bikini. Klicke ich auf die Rubrik Unterhaltung, springen mir sofort noch mehr Frauen in Bikinis entgegen. BILD titelt „Für uns ist der Sommer vorbei. Doch die Promis planschen weiter!“ Ich vermute, dass die zuständigen Redakteur*innen „Promis und planschen“ mit „Frauen in Bikinis“ übersetzen. Direkt darunter befindet sich die „Königin der Wüste“ - Paris Hilton ist zwar auch nur halb angezogen, aber ich erwische mich und meine Freude, dass sie jedenfalls einen Namen in der BILD hat.

Bereits Mädchen werden zu Objekten

Es werden aber nicht nur Frauen objektiviert. Die BILD macht auch nicht vor Kindern – oder besser gesagt Mädchen – halt. Die Redakteur*innen besprechen ausführlich, die Kurven von Teenager und wie hübsch einige Promi-Töchter doch sind. Die BILD sexualisiert nicht offen aber durch die verwendete Sprache und die dazugehörigen Fotos sollen Kinder begehrenswert und sexuell interessant wirken. Schlagzeilen wie „Bum-Bum-Baby, wie groß du geworden bist!“ oder „Achtung, gefährlich heiße Kurven“ findet man nicht selten in der BILD – in beiden Artikeln geht es übrigens um Teenager. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man fast über die BILD-Abstimmung lachen, denn sie trägt den Namen „Sexualisiert Loliata-Mode unsere Kinder?“.

Hey BILD! Fasst euch lieber mal an die eigene Nase.